Heckenbraunelle – Hintergrund zum Spiel Auweier
Die Idee zu diesem Spiel kam mir (Henning Poehl) aufgrund des Brutverhaltens der Heckenbraunelle (Prunella modularis).
Bei der Heckenbraunelle haben die Männchen unabhängige Reviere von den Weibchen. Jedes Männchen versucht nun möglichst viele Reviere der Weibchen in sein eigenes Revier einzugliedern.
Anders als im Spiel werden die Weibchen der Heckenbraunelle (Prunella modularis) jedoch nicht durch Würmer gewonnen, sondern dadurch, dass andere Männchen aus dem Revier der Weibchen vertrieben werden.
Es kann dann durchaus dazu kommen, dass Weibchen, die in Randbereichen von Revieren der Männchen liegen, auch von mehreren Männchen beansprucht werden. Diese Weibchen verpaaren sich dann meist mit mehreren Männchen.
Später bei der Brutaufzucht helfen dann die Männchen in Abhängigkeit davon, wie häufig sie sich mit den Weibchen verpaart haben. Einfach ausgedrückt: ein Männchen, das sich häufig mit einem Weibchen verpaart hat, hilft auch häufig bei der Aufzucht, indem es „Würmer“ bringt, da die Brut ja sehr wahrscheinlich von ihm ist. Ein Männchen, das sich nur selten verpaart hat, hilft nur selten, da die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass die Jungen von ihm sind (im Spiel wurde dieses „Würmerbringen“ in der Brutphase vorverlegt).
Die erste Version des Spiels, die sich genau an die Verhältnisse der Heckenbraunelle hielt, war leider völlig unspielbar, da sie tödlich langweilig und langatmig war.
Ich verzichtete daher auf Realismus und brachte dafür andere biologische Aspekte ein.
Im Folgenden möchte ich nun auf die Bedeutung der Wertungskarten im Spiel eingehen:
Warum zählen später gelegte Eier mehr als die vorangegangenen?
Nun, um es mal salopp auszudrücken: ein Junges kriegt man immer durch. Je mehr Jungen in einem Nest sind, desto schwieriger wird auch ihre Verpflegung und desto schwieriger sind sie erfolgreich durchzubringen.
Mit jedem Ei, das gelegt wird, verkürzt sich aber auch die Zeit, die zur Verfügung steht, um die Jungen groß zu ziehen. Die Eier werden ja schließlich nicht alle auf einen Schlag glegt, sondern, wenn es schnell geht, alle 1-2 Tage ein Ei. Irgendwann sollte das Vogelweibchen (selten auch das Männchen) sich also dazu entscheiden, mit dem Brüten anzufangen. Je mehr Eier gelegt wurden, desto unwahrscheinlicher ist es folglich für ein Vogelmännchen, noch ein Weibchen zu finden, das sich noch einmal mit ihm einlässt.
Sicherlich, bei 3 Eiern, wie in diesem Spiel, fällt das kaum ins Gewicht, aber bei Kohlmeisen z.B., die 6-12 Eier legen, kann es schon viel ausmachen. Im Spiel musste die Eizahl aus spieltechnischen Gründen auf drei beschränkt werden.
Warum zählen Eier mit Partnern, die gut zu einem passen, mehr als andere?
Nun, hier gibt es verschiedene Aspekte, wie sich das erklären ließe. Man könnte z.B. eine genetische Betrachtung heranziehen und sagen, die Partner passen besonders gut genetisch zueinander und die Eier, die sie produzieren, sind ein besonders guter „Genmix“. Doch so abstrakt möchte ich gar nicht werden. Ich geh jetzt einfach mal davon aus, dass sich die beiden Partner besonders gut miteinander vertragen und sich so beide besonders gut um die Eier und die später daraus schlüpfenden Jungen kümmern. Eine erfolgreiche Brut ist hier wahrscheinlicher, und daher ist hier das Ei, aus dem mit größerer Wahrscheinlichkeit später auch mal ein flügger Vogel wird, mehr wert.
Warum zählen Eier mit vielen Partnern mehr als Eier von einem einzigen Partner?
Diese Frage möchte ich zunächst mal wieder salopp ausdrücken: Das Risiko, dass man auf das falsche Pferd setzt, ist zu groß.
Rutscht z.B. bei einem Regen ein Nest ab, dann ist die ganze Brut verloren, wenn in dem Nest all meine Eier liegen. Habe ich in vielen Nestern Eier, so ist das Risiko verteilt und es ist unwahrscheinlich, dass bei einem Regen alle Nester abrutschen.
Wie stark kann ich mich darauf verlassen, dass mein Partner überhaupt was von Brutpflege versteht?
Dies wird sich ja schließlich erst im Ernstfall zeigen. Hier ist es für beide Partner von Vorteil, sich nicht nur auf einen Partner verlassen zu müssen.
Schlussendlich gibt es auch noch die genetische Sicht, die ebenfalls davon abrät, sich auf die Gene eines einzigen Partners zu verlassen.
Zwei Anmerkungen seien mir hier gestattet:
- Die viel gerühmte Treue so mancher Vogelarten bewahrheitet sich beim näheren Hingucken nicht.
- Tierisches Verhalten sollte niemals als Rechtfertigung für menschliches Handeln herangezogen werden, da die Natur keine Ethik und keine Moral kennt.
Hinweis: Das Bild der Hechenbraunelle stammt aus der Datenbank von Wikpedia (Quelle: siehe hier) und wurde unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation veröffentlicht. Das Bild wurde angefertigt von Smalljim.
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